„Wir haben uns ja lange nicht gesehen“, sagte Stephan Weil bei seiner Ankunft im Albert-Schweitzer Therapeutikum in Holzminden. Gemeint war damit Edda Contenius – Vorstandsmitglied des Albert-Schweitzer Familienwerkes – die von Stephan Weil mit einer herzlichen Umarmung begrüßt wurde. Auf Einladung der Landtagsabgeordneten Sabine Tippelt, kam Weil zu seinem zweiten Besuch nach Holzminden.

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Sabine Tippelt, Stephan Weil und Edda Contenius (v.l.n.r.) beim Gespräch im Therapeutikum.

Dabei besuchte der Spitzenkandidat der Niedersächsischen SPD neben dem Therapeutikum noch das Evangelische Krankenhaus und den Weihnachtsmarkt in der Kreisstadt.

Nach einer kurzen Einführung von Edda Contenius in die Geschichte des Familienwerkes, dessen Institutionen und Grundüberzeugungen, berichtete die Leiterin des Therapeutikums, Frau Dr. Kreis-Bierich, von der täglichen Arbeit. Unterstützt wurde sie dabei von ihrer Stellvertreterin und den Stationsleitern. Frau Kreis-Bierich berichtete dabei, dass man in Holzminden – im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychologie – mit einem systemischen Ansatz arbeitet. Das bedeutet, dass bei der Behandlung die Familie mit einbezogen wird, die als ganzheitliches System zu betrachten ist und daher eine große spielt.

Stephan Weil zeigte sich sehr interessiert an der Tätigkeit der Beschäftigten und berichtete aus seiner Zeit als Zivildienstleistender in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Kinderheilanstalt Hannover. In der Folge entwickelte sich ein angeregtes Gespräch über veränderte Familienstrukturen, neue Krankheitsbilder und Internetsucht. Natürlich wollten Weil und Tippelt auch wissen, was man sich im Therapeutikum von der Politik für die Zukunft wünsche. Hier sprachen die Mitarbeiter vor allem das Problem der ständigen Dokumentation an. So verbringen sie mittlerweile ein bis zwei Stunden am Tag mit dem dokumentieren im Dienst der Abrechnung. Zeit, die den Kindern am Ende fehlt. Stephan Weil zeigte sich ebenfalls irritiert über diese „Regelungswut“, die Ausmaße annehme, „wie bei der Quartalsabrechnung in Unternehmen. Das kann nicht die Lösung sein“.

Sabine Tippelt sprach auch das Problem der Infrastruktur im ländlichen Raum an. Für viele Eltern sei es nicht einfach, ihr Kind in die Klinik zu bringen – ohne Auto nahezu unmöglich. Das ist auch im Therapeutikum bekannt. „Das Kind hierher zu bringen, kann eine allein erziehende Mutter an den Rand ihrer Möglichkeiten bringen“, sagt zum Beispiel Stationsleiter Krome.

Bei der abschließenden Führung durch die Räumlichkeiten, machte Stephan Weil noch einmal deutlich, was dich im Bereich der Sozialpolitik tun muss: „Es muss uns endlich gelingen, zum vorsorgenden und präventiven Sozialstaat zu kommen. Das ist am Ende das wirtschaftlichste.“

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Gespräch auf der Intensivstation. Immer dabei: Die Kamera und das Mikro vom NDR.

Nächster Tagesordnungspunkt bei seinem Besuch in Holzminden, war das Evangelische Krankenhaus. Eine Stunde lang informierten sich Weil und Tippelt über das Haus, die dringend notwendigen Investitionen und die Pläne der Krankenhausleitung. Begrüßt wurden die Politiker vom Geschäftsführer Marko Ellerhoff, dem ärztlichen Direktor Dr. Königstein und Heinz Kölking, Geschäftsführer der ProDiako.

Die Gastgeber zeigten dem Spitzenkandidaten ein Patientenzimmer im sanierungsbedürftigen Bettentrakt, die Intensivstation auf der Behandlungsplätze fehlen und den Operationsbereich, der dringend ereitert werden muss. Schon während der Führung erkennt Weil, dass im Krankenhaus Holzminden schnellstens etwas passieren muss. „Wenn der Besuch hier den Pädagogischen Effekt haben sollte, dass hier etwas getan werden muss, haben Sie das erreicht“, so Weil.

Im folgenden Gespräch beweist der Ministerpräsidentenkandidat, dass er die kritische Situation der Krankenhäuser im Land genauestens kennt. Für ihn ist es „unbegreiflich“, auf welcher finanziellen Grundlage die Krankenhäuser in Niedersachsen arbeiten müssen. Außerdem ist es aus seiner Sicht unverständlich, dass kleine Häuser wie Holzminden finanzielle Einbußen hinnehmen müssen, „wenn die MHH in Hannover besonders fleißig ist und dadurch das Gesamtbudget aufbraucht“. Weil macht deutlich, dass gerade bei zurückgehenden Einwohnerzahlen, ein ausreichender Sockelbetrag für die Basisversorgung enorm wichtig ist. Für den Fall seiner Wahl im Januar, verspricht er dem Krankenhaus volle Unterstützung. „Ich kann mir den Kreis Holzminden nicht ohne ein Krankenhaus vorstellen“.

Sabine Tippelt machte während des Gesprächs auch auf die Situation rund um das geschlossene Charlottenstift in Stadtoldendorf aufmerksam. Das Krankenhaus Holzminden und die Rehse-Gruppe arbeiten hier momentan an einem zukunftsfähigen Konzept. „Wir sorgen uns um die Arbeitnehmer, die in Stadtoldendorf ihren Arbeitsplatz verloren haben“, so Tippelt. Sie und Weil sicherten hier ihre volle Unterstützung bei der Lösungsfindung zu.

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Sabine Tippelt (m.) mit hervorragenden Haltungsnoten beim Eisstockschießen. Da staunt auch Stephan Weil (3.v.l.)

Zum Abschluss des Tages betätigten sich Sabine Tippelt und Stephan Weil noch sportlich. Beim Eisstockschießen auf der Eisbahn des Holzmindener Weihnachtsmarktes spielten sie mit einigen Gästen ein paar Runden des traditionsreichen Spiels. Ob das Team von Tippelt und Weil am Ende gewonnen oder verlorene hatte, spielte – ob des großen Spaßfaktors – am Ende keine wirkliche Rolle. Bei einem wärmenden Getränk und einem Gespräch mit Mitgliedern des weißen Rings über Opferhilfe – die Stephan Weil ebenfalls sehr am Herzen liegt – klang der Tag dann aus. Zum Abschied zeigte sich Weil dann nochmals beeindruckt von der Kulisse: „Der Marktplatz war ja im Sommer schon schön, aber der Weihnachtsmarkt, der ist ja wirklich toll.“