Auf Einladung der heimischen Landtagsabgeordneten Sabine Tippelt, besuchte die Präsidentin des Niedersächsischen Landtages Dr. Gabriele Andretta den Landkreis Holzminden. Erstes Ziel war dabei die Gemeinde Boffzen. Gemeinsam mit Vorstandsmitgliedern des Vereines „Freundeskreis Glas“ um den Vorsitzenden Walter Waske, sowie mit Samtgemeindebürgermeister Tino Wenkel und Boffzens Bürgermeisterin Gudrun Raßmann nahm man dabei den Glasstelen-Weg in Augenschein.

Der Weg, der über insgesamt 10 Stationen durch den Ort Boffzen führt, zeigt auf spannende Art und Weise die Geschichte der Glasindustrie in Boffzen und gibt tiefe Einblicke in über 150 Jahre Tradition. Die Inhalte und Texte haben der Historiker Dr. Uwe Spiekermann und Dr. Stefanie Waske entwickelt. „Es ist beeindruckend, was hier vor allem durch großes ehrenamtliches Engagement des Freundeskreises Glas entstanden ist. Ich finde es sehr wichtig, Geschichte auch für spätere Generationen aufzubereiten und vor allem weiterzugeben“, so Dr. Gabriele Andretta. An jeder der einzelnen Stationen wird deutlich, mit wie viel Herzblut der „Freundeskreis Glas“ unterwegs ist und der fachliche und geschichtliche Hintergrund wird in überaus lebendiger Form dargestellt. Darüber hinaus ist der Verein auch digitial unterwegs.

„Neben dem Stelen-Weg haben wir auch eine Homepage erstellt, die noch einmal ergänzende Informationen bereithält und Interessierten die Möglichkeit gibt, ihr Wissen weiter zu vertiefen“, bemerkte Dr. Stefanie Waske abschließend.

Weiter ging es auf der Rundreise mit einem Besuch im Schloss Bevern - welches unter vorheriger telefonischer Buchung, in der Zwischenzeit auch wieder für Besucherinnen und Besucher geöffnet hat. „Dieses Schloss ist ein Juwel in unserem Landkreis. Unter Einbeziehung von Fördergeldern müssen wir unbedingt dafür Sorge tragen, diesen tollen Ort noch attraktiver zu gestalten. Ich freue mich jetzt schon darauf, dass bald wieder Kulturveranstaltungen, wie etwa Konzerte im Schlosshof stattfinden können“, so Sabine Tippelt gleich bei der Ankunft.

Gemeinsam mit Landrat Michael Schünemann und Klaus-Volker Kempa, sowie Elisabeth Kilian vom Freundeskreis Schloss Bevern, stand dann eine Besichtigung der Bauhaus-Ausstellung auf dem Plan. Die Ausstellung, die aus dem Niedersächsischen Landtag den Weg nach Bevern gefunden hat, wurde dort noch um regionale Aspekte aus dem Landkreis Holzminden ergänzt. Kuratorin Dr. Stefanie Waske führte die Besucherinnen und Besucher durch die einzelnen Bereiche und gab spezielle Einblicke in „das Bauhaus“. Herzstück der Ausstellung ist dabei der Grundriss einer Wohnung von 43 Quadratmetern für vier Personen, der auf einen Teppich gedruckt wurde. „Der Hintergrund ist es dabei, vor allem jungen Generationen zu zeigen, wie das Existenzminimum in Zeiten der Weltwirtschaftskrise ausgesehen hat“, so Waske.

Nur einen Raum weiter befindet sich im Schloss Bevern bereits die nächste geschichtlich sehr spannende Ausstellung. Der „frauenORT Paula Tobias“ nimmt das Leben der jüdischen Ärztin Paula Tobias unter die Lupe, die ab dem Ersten Weltkrieg zunächst in Kreiensen und später dann in Delligsen und Bevern, als erste praktizierende Ärztin im Braunschweiger Land, ihrer Arbeit nachging. Renate Nott führte die Gäste dabei durch die Ausstellung. „Bei dem Thema „frauenORT“ geht es darum, Frauen aus der Versenkung hervorzuholen und das Leben und Wirken von herausragenden Frauen in den Mittelpunkt zu stellen“, so Nott gleich zu Beginn. Paula Tobias ist genau eine solche, besondere Frau. So richtete sie (unter anderem) in den Orten, an denen sie arbeitete, eine Mütterberatung ein und unterstützte Frauen bei der Säuglingspflege. Ihr letzter Wohnort in Deutschland war dabei, bis sie mit ihrer Familie vor den Nazis flüchten musste, Bevern. Dies ist auch der Grund, warum sich die Ausstellung zu ihrem Leben im Schloss Bevern befindet.

Zuvor praktizierte sie aber wie erwähnt auch in Delligsen. Aus diesem Grund ging es nach einem ersten Einblick in das Leben der Paula Tobias in Bevern für die Reisegruppe noch weiter nach Delligsen. In der Oberschule traf man sich mit Delligsens Bürgermeister Stephan Willudda, sowie Vertretern des Delligser Heimatvereins, um Michael Grotjahn. Frau Nott ergänzte hier ihre Ausführungen noch einmal und ging speziell auf Delligsen ein. „Unter anderem fiel genau die Zeit der Spanischen Grippe in das Wirken von Paula Tobias in Delligsen. In dieser Zeit hat die Ärztin dort vielen Menschen geholfen und extrem viel geleistet“, so Nott.

Im anschließenden Gespräch sind sich alle einig, dass man in Zukunft versuchen möchte, die Verknüpfung von Paula Tobias mit der Gemeinde Delligsen noch weiter herauszuarbeiten.

Zum Abschluss eines ereignisreichen Tages bedankt sich Sabine Tippelt noch einmal ausdrücklich bei allen Beteiligten. „Gerne hätten wir diese gesamte Reise heute in größerer Runde und mit mehr Gästen absolviert, aber Corona lässt dies leider noch nicht zu. Trotzdem war es ein schöner Tag, mit tollen Einblicken in die Geschichte unseres Landkreises“, so Tippelt .

Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta kann ihr da nur zustimmen. „Wir hatten einen Tag in wunderschöner Landschaft, mit vielen spannenden Geschichten. Wie arm wären wir, wenn wir nicht dieses großartige ehrenamtliche Engagement von Menschen hätten. Vielen Dank dafür im Namen des Niedersächsischen Landtages“, so Dr. Andretta abschließend.

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