Mit der Verfügung des Bundes und der Länder kam der Tourismus am 18.03.2020 auch in Niedersachsen zum Stillstand. Geplante Reisen und Übernachtungen wurden storniert, bereits geflossene Geldzahlungen zurückgezahlt – und ausreichend Neubuchungen bleiben bis heute angesichts der anhaltenden Unsicherheiten im Tourismusbereich aus. 293.000 Erwerbstätigen im niedersächsischen Tourismus stehen vor einer ungewissen Zukunft. Sie brauchen jetzt schnell eine planbare, eine sichere Zukunft.

Die aktuelle Krise des Tourismus in Coronazeiten war deshalb Thema eines Gesprächs zwischen den beiden Landtagsabgeordneten Philipp Raulfs und Sabine Tippelt (beide SPD), die mit Jörn Pache, Geschäftsführer der Südheide Gifhorn GmbH, über eine schnelle Wiederbelebung des in den letzten Jahren zum Erfolgsmodell gewordenen niedersächsischen Tourismus sprechen wollten. Der Tourismus in Niedersachsen war vor der unverschuldeten Krise nämlich alles andere als ein Sorgenkind: die Beherbergungsbetriebe konnten letztes Jahr insgesamt mehr als 15,4 Millionen Gäste begrüßen. Die Schwelle der Übernachtungen lag erstmals bei über 46 Millionen. Die Konsumausgaben der Touristen sorgten dabei für eine Bruttowertschöpfung von 12 Mrd. Euro. Damit trug die Tourismuswirtschaft 5,2 % zur gesamten Wirtschaftsleistung in Niedersachsen bei. Diese Einbußen gilt es in Zukunft umsichtig und nachhaltig einzudämmen.

Philipp Raulfs, Abgeordneter für den Gifhorner Südkreis, eröffnete das Gespräch in seinem Büro deshalb mit der alles entscheidenden Frage: „Wie können wir gemeinsam unseren Tourismus wieder ankurbeln?“ Er führte dazu aus: „Diese Frage ist nicht nur eine Schlagzeile aus der Zeitung oder von Ministern, sondern eine ganz reale Problemlage für kleine Betriebe vor Ort. Corona hat das öffentliche Leben heruntergefahren und damit diejenigen am stärksten getroffen, die im öffentlichen Leben arbeiten – ob Eisdiele im Ort oder Landgasthof mit Veranstaltungssaal.“

Auch Jörn Pache sieht die kleinen Betriebe als die großen Verlierer in der Coronakrise: „Durch die Nähe zu Wolfsburg hatten wir auch während der Corona-Zeit Geschäftsreisende, die die Hotels über Wasser gehalten haben. Leider sind jedoch die kleineren Betriebe betroffen: Denn auch jetzt noch werden größere Hochzeitsfeiern oder 80ste Geburtstage aus gesundheitlichen Bedenken abgesagt. Das ist richtig, jedoch verschärft es die Lage der Gasthöfe und Restaurants, die nicht durch die tagtägliche Kundschaft, sondern durch größere Aufträge Gewinn erzielen.“

Die besonders schwierige Lage für die kleinen Betriebe sieht auch Philipp Raulfs. Er sprach ihnen deshalb seine Unterstützung zu: „Ich möchte sicherstellen, dass unsere kleinen Betriebe vor Ort wissen, dass sie unser Dorf- und Stadtleben am Laufen halten, gerade in dieser Zeit. Insbesondere die Wirkung einer Gaststätte oder einer ordentlichen Kneipe, als Ort, wo wir wieder zusammenfinden, wollen wir nicht aufgeben. Genau deshalb wollen wir als Land Tourismus und Gastronomie gut fördern, wo es notwendig ist.“

So sind es vor allem Tourismus und Gastgewerbe, die auf finanzielle Unterstützungen angewiesen sein werden. Sabine Tippelt wies auf die bereits von der SPD-geführten Landesregierung beschlossenen Hilfen für die Tourismusbranche hin: „Für das Sonderprogramm im Tourismus und in der Gastronomie sind 120 Millionen vorgesehen, welches wir jetzt ausgestalten. Hier blicken wir insbesondere auf Regionen wie die Südheide, in der Tourismus wieder angelaufen ist, aber die Ausfälle im März, April und Mai noch nicht ausgeglichen sind. Ohne Frage sieht sich die gesamte Gastronomie- und Hotellerie durch die Corona-Pandemie gravierenden wirtschaftlichen Folgen ausgesetzt.“

Tippelt sprach sich auch dafür aus, den beschlossenen branchenübergreifenden Notfallfonds in Höhe von 100 Mio. EUR zur Abwehr unzähliger Insolvenzen in der Tourismus- und Freizeitbranche umsichtig einzusetzen: „In Anbetracht der prekären Situation, in denen sich die Landgasthöfe und Schaustellerbetriebe in unserem Land befinden und angesichts der großen gesellschaftlichen Bedeutung der Landgasthöfe und Volksfeste, sollten diese vom Notfallfonds in jedem Fall profitieren können!“