Zum Abschluss ihrer Sommerreise besuchte die Landtagsabgeordnete Sabine Tippelt die Kinderheimat in Neuhaus, welche in der stationären Jugendhilfe tätig ist. Kinder und Jugendliche haben unter den Einschränkungen während der Pandemie besonders gelitten. Diese Erfahrung hat auch die stellvertretende Leiterin der Kinderheimat, Julia Ebel, gemacht.

Sie verwies auf Studienergebnisse, laut denen die Bedarfe in der Jugendhilfe seit Ausbruch der Pandemie stark gestiegen seien. „Während einer Pandemie muss in unserem Bereich der Gesundheitsschutz gegenüber dem Jugendschutz abgewogen werden. Nach meiner Erfahrung wurde dabei in der Vergangenheit der Jugendschutz vernachlässigt“, betonte Julia Ebel. Sie beschrieb das vermehrte Auftreten von Entwicklungsdefiziten und psychischen Erkrankungen bei jungen Menschen.

In der Kinderheimat werden Kinder und Jugendliche aufgenommen, die temporär oder dauerhaft nicht weiter bei ihren Eltern leben können. Sie verbringen dort die meiste Zeit in ihren Gruppen, die bei den Älteren (14-20 Jahre) auch nach Geschlechtern aufgeteilt werden. Die „Peanuts“ (6-13 Jahre) leben in einer gemischten Gruppe. „Gerade bei den Jüngeren ist es unser Ziel, dass sie wieder in ihre Familie integriert werden können. In allen Bereichen arbeiten wir eng mit den Eltern zusammen, wo es möglich ist“, so Ebel. Jedoch betonte Ebel auch, dass es für manche Kinder auch wichtig sei, nach der Herausnahme aus dem Elternhaus in die Heimerziehung zu kommen, nicht jedes Kind eine familiäre Struktur brauche. Nach belastenden Erfahrungen sei es für manche Kinder nicht ertragbar, wieder in eine Familie zu kommen und im schlimmsten Fall diese noch einmal verlassen zu müssen. „Deshalb kann man nicht pauschal sagen, dass eine Pflegefamilie für jedes Kind die bessere Lösung ist als eine stationäre Einrichtung. Beides ist wichtig und von Bedeutung für die Jugendhilfelandschaft“, erklärte Ebel. Sie verdeutlichte ebenfalls, dass in Zukunft mehr Wert auf präventive Arbeit in der Jugendhilfe gelegt werden müsse. Die Kinderheimat hat auch einen Eltern-Kind-Bereich, in dem Eltern, die allein Probleme mit der Kindererziehung haben, Unterstützung vor Ort erhalten. In Einbeck und in Holzminden gibt es jeweils eine weitere Einrichtung im Mutter-Kind Bereich.

Wie die gesamte Branche leidet auch die Kinderheimat an dem akuten Fachkräftemangel. Deshalb appellierte Julia Ebel an die kommende Landesregierung, die Möglichkeiten für einen Quereinstieg in die stationäre Jugendhilfe zu erleichtern. „Wer nicht soziale Arbeit studiert hat oder ausgebildeter Heilerziehungspfleger oder Erzieher ist, den können wir trotz guter anderer Qualifikation, wenn überhaupt, nur mit gesonderten Anträgen einstellen. Wenn sich da nichts ändert, können immer mehr junge Menschen, die eigentlich Betreuung bräuchten, wegen Personalmangel nicht aufgenommen werden“, so Ebel. Dies begünstige das Entstehen anderer Strukturen, die Probleme verursachen können. Als eine Maßnahme gegen den Personalmangel hat die Kinderheimat Neuhaus fünf Tage Zusatzurlaub für ihre angestellten pädagogischen Fachkräfte eingeführt. Es gab auch weitere Nachrichten bei dem Besuch: Die Produktionsschule der KVHS Holzminden hat den Spielplatz der Kinderheimat saniert. „Hier wurde gute Arbeit geleistet, der Spielplatz ist wirklich schön geworden“, freute sich Sabine Tippelt.