„15 Minuten später wäre es wahrscheinlich schon zu spät gewesen“
Die heimische Landtagsabgeordnete Sabine Tippelt (SPD) besuchte das Polizeikommissariat Holzminden, um sich über aktuelle Herausforderungen der Polizeiarbeit zu informieren.
Sie wurde von Jörg Wollenweber begleitet: Der Grünenplaner bedankte sich für den Einsatz zweier Polizisten, die im September 2021 durch ihr aufmerksames Handeln einen großen Brandschaden in seinem Sägewerk verhindert haben. An dem Austausch nahmen ebenfalls Karsten Becker (MdL), Uli Watermann (MdL) und Johannes Schraps (MdB) teil.
„Wenn Sie nicht so aufmerksam gewesen wären und die Brandbildung nicht bemerkt hätten, wäre das Sägewerk jetzt Geschichte. Und gegenüber steht direkt ein Mehrfamilienhaus, das hätte wirklich schlimm ausgehen können. Ich danke Ihnen herzlich für Ihren Einsatz.“ Der Dank Wollenwebers richtet sich an Polizeikommissar Fabian Thieme (28) und Oberkommissar Marcel Stahlhut (41). Die beiden fuhren in der Nacht des 22. September Streife durch Grünenplan und wendeten noch einmal, als sie einen beißenden Geruch bemerkten. Daraufhin entdeckten sie ein Flackern im Sägewerk und alarmierten umgehend die Feuerwehr. „15 Minuten früher wäre das Feuer noch nicht bemerkbar gewesen – 15 Minuten später wäre es wahrscheinlich schon zu spät gewesen“, stellt Polizeioberrat Oliver Busche das Glück im Unglück heraus. Die Brandursache wird noch ermittelt.
Busche betont bei dem Besuch, dass die öffentliche Wahrnehmung der Polizei oft durch besonders konfliktreiche Ereignisse geprägt werde. „Gerade deshalb ist es wichtig, auch positive Ereignisse wie dieses hervorzuheben. Dieser Aspekt der Polizeiarbeit wird oft übersehen“, entgegnet Sabine Tippelt. Busche ergänzt, dass oft auch unbemerkt bleibe, wie viele Menschen eigentlich zu einem erfolgreichen Dienstbetrieb der Polizei und damit auch zu einem Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung beitrügen. „Es ist zentral für dieses Gefühl, dass wir Präsenz zeigen.“ Tippelt stimmt zu und verweist auf Einbrüche in Delligsen als Beispiel, an dem man die positive Auswirkung der Sichtbarkeit der Polizei auf das Sicherheitsgefühl der Bürger sieht. „Präsenz in der Fläche ist die Grundvoraussetzung für erfolgreiche Polizeiarbeit“, bestätigt auch der polizeipolitische Sprecher Karsten Becker aus seiner Erfahrung als ehemaliger Polizeibeamter.
Thematisiert wurden auch aktuelle Entwicklungen wie die „Montagsspaziergänge“: Busche begrüßt, dass die Versammlungen mittlerweile angemeldet werden und es bisher nicht zu Übergriffen kam. „Das Anmelden der Versammlungen schafft Verantwortung und ermöglicht Absprachen.“ Bei dem Umgang mit Ordnungswidrigkeiten verweist er auf die Bedeutung der erfolgreichen Vernetzung verschiedener Institutionen: „Bußgeld wirkt, aber nur, wenn die Anhörung schnellstmöglich erfolgt.“ Auch bei dem Umgang mit straffälligen Jugendlichen an den Holzmindener Teichanlagen verweist er auf die Kooperation von verschiedenen Stellen, die nötig gewesen sei, damit sich die betroffenen Anwohner und Passanten wieder sicher fühlen könnten.
Busche berichtet den anwesenden Politikern auch über die steigende Diversität in der Polizei: „Als ich vor über 20 Jahren bei der Polizei angefangen habe, gehörte jeder Dienstabteilung im Einsatz- und Streifendienst nur jeweils eine Frau an. Jetzt hat die Polizeiakademie Niedersachsen im jüngsten Einstellungsjahrgang über 50 Prozent Frauen in den Polizeidienst einstellen können.“ Diese Entwicklung begrüßen alle Anwesenden, vor allem Sabine Tippelt, die einzige Frau in der Runde. Die darin liegende leichte Ironie bleibt nicht unkommentiert – Eine Unterrepräsentanz von Frauen ist in der Politik ebenso ein Gesprächsthema wie bei der Polizei. Als wichtige Aspekte für die Attraktivitätssteigerung des Polizeiberufs bezeichnet Busche beispielsweise die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine moderne technische Ausstattung. Durch flexible Arbeitszeitmodelle und Möglichkeiten zum Mobile Working, aber auch aktuelle Technik an den Arbeitsplätzen und im Funkstreifenwagen möchte die Polizei ihrem Anspruch als moderner Arbeitgeber gerecht werden.
Der soziale Aspekt des Polizeiberufs und seine gesellschaftliche Relevanz stehen im Mittelpunkt des Austauschs. Dabei wird von den Beteiligten betont, dass erfolgreiche Polizeiarbeit immer auch ein Balanceakt sei. Fabian Thieme bringt zum Schluss des Gesprächs den gesetzten Anspruch auf den Punkt: „Unsere Motivation ist es, Bürgern zu helfen. Wenn man das am Tag erreicht hat, kann man zufrieden ins Bett gehen. Das ist der Wert unserer Arbeit.“