Sabine Tippelt nahm an der Setzung der ersten Stolpersteine in Stadtoldendorf teil. Sie erinnern an die Deportierung und spätere Ermordung jüdischer Familien aus Stadtoldendorf durch das Nazi-Regime.

Hierzu berichtete auch der Tägliche Anzeiger Holzminden (TAH):

Die NS-Opfer erhalten ihre Namen zurück „Stolpersteine“ in Stadtoldendorf unter großer Beteiligung der Bevölkerung gesetzt

Stadtoldendorf (nig). Die Opfer bekommen ihre Namen zurück. Dauerhaft werden die Familiennamen Löwenstein, Wallhausen, Rothenberg und Rosenhain nun in Stadtoldendorf zu sehen sein, auch wenn die Mitglieder dieser jüdischen Familien 1942 deportiert und später ermordet wurden. Zur Erinnerung und Mahnung an diese finsteren Zeiten wurden am Sonnabend vor den Wohnhäusern der Familien so genannte Stolpersteine gesetzt. Bündig mit dem sonstigen Belag im Gehweg verlegt, ist auf Messingplatten zu lesen, wer hier einst wohnte und Opfer des Nazi-Regimes wurde. Die Grundsteinsetzung am Sonnabend fand unter großer Anteilnahme aus der Bevölkerung statt. Vor dem Haus Neue Straße 34 setzte der Künstler Gunter Demnig insgesamt sechs Steine, die für alle ermordeten Mitglieder der Familie Löwenstein stehen. Die weiteren fünf Steine wurden an der Neuen Straße 4, Deenser Straße 3 und Baustraße 14 verlegt. Bundesweit, sogar in Österreich und auch in Ungarn, hat der Künstler mehr als 12.500 dieser Steine zum Gedenken an die jüdischen NS-Opfer gesetzt. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, begründet Demnig sein Engagement. Dass nun auch in Stadtoldendorf diese Steine an die Schrecken der Vergangenheit erinnern, ist der privaten Initiative von Ute Siegeler zu verdanken. Auch ihre Familie wurde von den Nazis verfolgt und ermordet. Auf eigene Kosten wollte sie die Steine für ihre Verwandtschaft setzen lassen, musste aber erst einige Bedenken, vor allem im Bauausschuss der Stadt, aus dem Weg räumen. Einen großen Befürworter fand sie allerdings in Klaus Kiekbusch, der bereits die jüdische Geschichte in Holzminden aufgearbeitet hatte und auch im Alten Rathaus in Stadtoldendorf einführende Worte sprach. „Wenn Sie ihre Energie nicht gehabt hätten, wären wir hier heute nicht zusammengekommen“, dankte er bei der sehr gut besuchten Auftaktveranstaltung, und ging auf das Schicksal der verschleppten und getöteten Juden in Stadtoldendorf ein. Er erinnerte auch daran, dass deren damalige Häuser und Besitztümer schon zwei Monate nach der Deportation versteigert wurden – und genügend interessierte Käufer fanden. Nur einen Tag habe es gedauert, bis Möbel, Töpfe und Wäsche in andere Hände gegangen seien. „Mir läuft es noch heute kalt den Rücken hinunter“, gestand Kiekbusch. „Es hat wohl auch in Stadtoldendorf nicht nur ahnungslose Lämmer gegeben.“ Auf eine sehr ergreifende Art und Weise hatten Schüler der Homburg Haupt- und Realschule sich dem Thema angenommen. Aus der Arbeit im Geschichtsunterricht heraus hatten sie eine Präsentation erarbeitet, die sie bei der Auftaktveranstaltung zeigten. Detailliert verlasen sie die Namen der NS-Opfer, Alter und Tag der Deportation, zeigten sogar – soweit vorhanden – Fotos der Verstorbenen. Für jedes Opfer zündeten sie eine Kerze an, legten einen Stein nieder. Zusätzlich will die Schulgemeinschaft die Patenschaft für einen der Stolpersteine übernehmen. Dankesworte sprach Bürgermeister Helmut Affelt: „Dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte – auch in Stadtoldendorf – darf nicht in Vergessenheit geraten.“ Die elf ersten Stolpersteine seien der Auftakt, daran erinnerte Historiker Klaus Kiekbusch. Sieben bis acht weitere Stolpersteine seien in Stadtoldendorf notwendig. Dafür hofft er auf private Initiatoren oder auch ein Zeichen des Stadtrates.

Verlegung der Stolpersteine
Der Künstler Gunter Demnig beim Verlegen der Stolpersteine
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Schüler der Homburg Haupt- und Realschule während ihrer Präsentation bei der Auftaktveranstaltung