Auf Einladung der heimischen Landtagsabgeordneten Sabine Tippelt war der Sprecher für Migration und Teilhabe der SPD-Landtagsfraktion Dr. Christos Pantazis am Dienstagabend zu Gast im Mehrgenerationenhaus Eschershausen. Begrüßung und Vorstellung übernahm Sabine Tippelt, die bei der Gelegenheit ein großes Lob für die Arbeit der Ehrenamtlichen in den letzten Wochen aussprach. Weiter trug sie eine Geschichte vom Tegernsee vor, die gutes Beispiel für Integration sein kann und so auch auf den Landkreis Holzminden übertragbar ist.

Danach übernimmt Pantazis das Wort und geht in einer kurzen Einleitung darauf ein, wie Migrationspolitik bis 2013 aussah und was sich seit dem Regierungswechsel geändert hat. „Wir wollten es anders machen, als unsere Vorgängerregierung. Asylbewerber sollen die Chance haben am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Darüber hinaus gibt es mit uns keine „Nacht und Nebel“ Abschiebungen mehr“, so Pantanzis. Weiter räumt er mit Klischees und Vorurteilen auf. So bekommen Flüchtlinge deutlich geringere Zuwendungssätze, als beispielsweise Hartz 4 beziehende Bürger und auch der Aussage, dass Ausländer den Deutschen ihre Arbeitsplätze wegnehmen tritt er entschieden entgegen. „Erst wenn ein Arbeitsplatz nicht von einem Deutschen oder EU-Bürger besetzt werden konnte, bekommt ein Nicht-EU-Bürger die Chance diesen zu bekommen“, so Pantazis weiter.
Kritik gibt es im weiteren Verlauf für die vorherige Niedersächsische Landesregierung. „Obwohl die Flüchtlingszahlen ab 2008 begannen zu steigen, wurde eine von vier Landesaufnahmebehörden geschlossen, um den Haushalt auszugleichen. Seit 2013 suchen wir nun gezielt nach geeigneten Erstaufnahmestellen und konnten diese Zahl auf über 20 ausbauen. Mehr als 20.000 Plätze gibt es aktuell in Niedersachsen. 2013 waren es rund 1.500“, so Pantazis. Die Niedersächsische Landesregierung, so wird deutlich, steht für eine moderne Politik der Willkommenskultur. "Wir setzen verstärkt auf Angebote, um Flüchtlingen Teilhabe zu ermöglichen. Ein wichtiger Beitrag ist dazu das Erlernen der deutschen Sprache. Sprachförderkurse, Sprachförderunterricht, Sprachförderkonzepte und vorschulische Sprachförderung werden hierfür um insgesamt 7.500 Stunden, bzw. 250 Stellen aufgestockt", ergänzt Pantanzis.

Der Landespolitiker macht aber auch kein Geheiminis daraus, dass wir langsam aber sicher an die Grenzen unserer Aufnahmefähigkeiten stoßen. „Asylverfahren müssen beschleunigt werden und die Menschen, die nicht bei uns bleiben können, müssen dann auch schnellst möglich in ihre Heimatländer zurückgeführt werden. 65 000 Menschen warten bundesweit seit über einem Jahr auf ihren Bescheid. In der Schweiz beispielsweise geht dies in vier bis sechs Wochen“, führt Pantazis weiter aus. Seit Sommer habe sich die Sachlage deutlich geändert. „Wir kommen trotz verzehnfachter Aufnahmekapazitäten nicht mehr gegen den Ansturm an. Wir werden diese Situation nur meistern können, wenn wir sie als Gesamtdeutsche Angelegenheit angehen“, so der SPD Landtagsabgeordnete. „Wir müssen schnell integrieren und den Menschen ohne Vorurteile begegnen, aber die Flüchtlinge müssen unser Gesellschaftsverständnis akzeptieren und haben sich an unser Grundgesetz zu halten“, so Pantazis abschließend.
Im Anschluss folgte eine lebhafte Diskussionsrunde mit den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern. Als wichtigste Forderung wird hier deutlich, dass besser Hand in Hand gearbeitet werden müsse. So gab es einige Beispiele, in denen Flüchtlinge plötzlich in Gemeinden auftauchten, ohne dass es vorher Informationen über ihre Ankunft gab. Dies erschwere die Möglichkeit der Hilfe und Unterstützung, so die einhellige Meinung. Dr. Christos Pantazis nutzte das abschließende Gespräch um zu verdeutlichen, dass gerade in ländlich geprägten Regionen, die stark vom demographischen Wandel betroffen sind und unter Fachkräftemangel leiden, die Zuwanderung eine große Chance ist. „Wenn wir unseren Reichtum erhalten wollen, müssten wir, bei unserer Bevölkerungsentwicklung, deutschlandweit jährlich rund 300.000 Menschen zuwandern lassen, zumindest wenn wir nicht selbst wieder fünf Kinder pro Familie haben“, gibt Pantazis zum Schluss zu denken.