Die Landtagsabgeordnete Sabine Tippelt, hat am Mittwoch vor den Senioren der IGBCE Alfeld einen Vortrag über die Auswirkungen des demografischen Wandels gehalten. Sie zeigte dabei auch die großen Linien möglicher Lösungen für die bevorstehenden Probleme auf.

Zu Beginn ihrer Rede machte Tippelt klar, dass das Thema des demografischen Wandels mittlerweile - anders als noch vor einigen Jahren - Eingang in die öffentliche Debatte gefunden hat. Dabei hat sich die Bedeutung in eine sehr negative Richtung verschoben. Mit einem Zitat des athenischen Staatsmanns Perikles („Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorauszusagen, sondern gut auf sie vorbereitet zu sein.“) machte Tippelt deutlich, dass man den demografischen Wandel als Chance betrachten muss. Sie präsentierte im folgenden einige Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Holzminden und konstatierte, dass man den Wandel nicht einfach nur Passieren lassen kann, sondern ihn gestalten muss. Dieses Gestalten ist durch die Abschaffung der Bezirksregierungen durch die schwarz-gelbe Landesregierung jedoch schwieriger geworden. Tippelt kündigte dabei an, dass die neue Landesregierung unter Stephan Weil "vier bevollmächtigte Landesbeauftragte ernennen [wird], die die Präsenz der Landesregierung in der Fläche erhöhen werden. Sie sollen mit den regionalen Akteuren maßgeschneiderte Zukunftskonzepte erarbeiten. Außerdem wird ein „Demografie-Rat“ aus Landesregierung, Kommunen, Regionen und Gesellschaft jährlich die Entwicklung analysieren, mit regionalen Stärke-/Schwächeanalysen einordnen und Handlungskonzepte abstimmen".

Im weiteren Verlauf ihrer Rede ging die Landespolitikerin dann auf die konkreten Möglichkeiten der Gestaltung des demografischen Wandels ein. Dabei legte sie ihr Augenmwerk besonders auf den ländlichen Raum, da dieser aus ihrer Perspektive die Auswirkungen am stärksten zu spüren bekommen wird. Tippelt nannte als konkrete Handlungsfelder eine altersgerechte Städte- und Wohnungsbaupolitik, die sich an den Bedürfnissen älterer Menschen orientiere und ihnen eine selbstständige Lebensführung gestatte. Auch die ärztliche Versorgung gilt es sicherzustellen. "Hier gilt, dass nicht Lobbyinteressen, sondern die Bedürfnisse der Patienten und die Qualität der medizinischen Leistungserbringung Maßstab der Gesundheitspolitik sein müssen", so Tippelt. Die Sicherung der Mobilität im Rahmen des ÖPNV über Schiene und Straße, hat für Sabine Tippelt ohnehin schon seit Jahren Priorität und stellt auch für die Gestaltung des demografischen Wandels einen wichtigen Meilenstein dar.

Igbce Alfeld
Sabine Tippelt (l.) mit dem Vorsitzenden der IGBCE Senioren Alfeld, Otto Wilhelm.

Abschließend ging die SPD-Politikerin noch auf die Notwendigkeit ein, den ländlichen Raum auch in Zukunft attraktiv zu machen. Ganz besonders für junge Menschen und Familien. Hierbei ist es für sie von entscheidender Bedeutung, dass "eine bessere Versorgung mit Krippen- und Kindergartenplätzen sicherzustellen [ist]. Konkret heißt das: Aus- und Neubau, mehr Erzieherinnen und Erzieher und kleinere Gruppen. Außerdem sollten wir im schulischen Bereich dafür sorgen, dass es allen Schulen – besonders Grundschulen – ermöglicht wird, echte, gebundene Ganztagsschulen zu werden". Für junge Menschen besonders entscheidend sei, so Tippelt, "gute Bildung und die Chance auf einen Ausbildungs-, Studien- und Arbeitsplatz". Dies zu erreichen hält sie für ein gemeinschaftliches Projekt von Politik und Wirtschaft und lobte die Anstrengungen des Lanndkreises Holzminden, der in einer Projektgruppe bereits viele Ideen und Vorschläge erarbeitet hat.

Tippelt beendete ihre Rede mit einem Hinweis auf die Wichtigkeit der gesellschaftlichen Zusammenarbeit: "Ohnehin glaube ich, dass der demografische Wandel von uns fordert – und das ist ein sehr positiver Aspekt – dass wir wieder mehr den Diskurs zwischen Gesellschaft und Politik suchen müssen. Die Frage kann in Zukunft nicht mehr sein: „Welche Lösung hat die Politik?“ und die Politik wird nicht mehr sagen können: „Das ist unsere Lösung, lebt damit!“. Politik im Zeichen des demografischen Wandels heißt – vor allem auf dem Land – das gemeinsame Finden der bestmöglichen Lösung. Das kann gelingen, wenn wir Rahmenbedingungen schaffen, die Begegnungen, Kommunikation und Austausch fördern. Politik muss es dabei besser verstehen als bisher, bürgerschaftliches, ehrenamtliches Engagement zu unterstützen und strukturell zu begleiten".