„Hier hat sich aber einiges getan“. Mit diesen Worten der Landtagsabgeordneten Sabine Tippelt, begann ein weiterer Tag ihrer Sommerreise durch den Landkreis Holzminden. Gerichtet war dieser Satz an Gudrun Baensch, Geschäftsführerin der Ölmühle Solling GmbH. Diese berichtete sogleich, dass sich seit dem letzten Besuch der Abgeordneten – damals war der Betrieb noch in Bevern ansässig – nicht nur einiges, sondern eine ganze Menge getan hat.

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Sabine Tippelt, Gudrun Baensch, Werner Baensch, Horst Menzel, Norbert Tyrasa und Wilhelm Bußhoff (v.l.n.r.) während der Betriebsbesichtigung.

Seit den Anfängen vor 16 Jahren, als es nur sie, ihren Mann und eine Presse in dem Betrieb gab, ist das Familienunternehmen stetig gewachsen. Schnell wurden weitere Presse angeschafft, die allerdings bereits aus Platzmangel ausgelagert werden mussten. Auch die zweiten Räumlichkeiten – immer noch in Bevern – konnten relativ schnell nicht mehr die benötigten Kapazitäten bieten. Zu groß wurde der Materialaufwand und die Anzahl der Besucher. Mit dem Umzug nach Boffzen – auf das Gelände der ehemaligen Gärtnerei Naumann – scheinen die Familie und ihre Mitarbeiter angekommen. Ein Investor kaufte das Gelände und die Baenschs pachteten sie Räumlichkeiten. Zudem ließen sie – wiederum durch einen Investor – eine große Produktionshalle errichten, die direkt an das Lager grenzt. Mittlerweile beschäftigt die Ölmühle 32 Mitarbeiter. Auch Auszubildende gibt es einige. So lernen in Boffzen Büro- und Industriekaufleute, eine Fachkraft für Lebensmitteltechnik und eine Logistikerin.

Obwohl die Produktion in der Branche immer weiter automatisiert wird, setzen die Baenschs weiterhin auf Handarbeit. „Wir verstehen uns immer noch als Manufaktur“, sagt Gudrun Baensch. Die Firma hat sich im Feinkost- und Biobereich einen Namen gemacht, den man weit über die Landesgrenzen hinaus kennt. Sie verkauft ihre Produkte in Polen, Slowenien, der Schweiz und England. In Finnland hat sie sich bereits den Status des Marktführers erarbeitet. Die weiteste Reise für einige Öle geht jedoch nach Taiwan. Auch die Skychefs – die Köche der Lufthansa – bestellen mittlerweile große Mengen eines speziellen Öls aus Boffzen.

Die besondere Stellung dieser regionalen Ölmanufaktur sieht man auch daran, dass sie europaweit die Ölmühle mit dem größten Sortiment aus eigener Produktion ist. Doch nicht nur hochwertige Bio – Ölspezialitäten – die aus Ölsaaten und Nüssen aus anerkannt ökologischem Anbau stammen –werden in Boffzen hergestellt. Besonders Werner Baensch ist ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten der Produktion und nach neuen Produkten. So stellt der Betrieb mittlerweile beispielsweise auch Seifen her. Eine Neuauflage der bereits existierenden Kosmetikserie ist ebenfalls auf dem Weg, genauso wie der Vertrieb spezieller Bio – Kokosmilch. Übertreiben will es die Familie Baensch allerdings nicht. „Langsames wachsen tut uns gut. Wir wollen und können das nicht zu schnell machen“, sagt Gudrun Baensch. Die Familie möchte auch noch Zeit für sich haben, wobei es ihnen besonders wichtig ist, dass auch ihre Mitarbeiter sich wohlfühlen.

Sabine Tippelt war sehr angetan von den Projekten, der Freude und der Energie, die die Familie Baensch in Boffzen an den Tag legt. „Was aus diesem Betrieb in den letzten Jahren geworden ist, ist außerordentlich beeindruckend. Sie haben zu zweit angefangen und sind heute ein europa- und weltweit anerkannter Bioöl – Hersteller. Das alles haben sie harter Arbeit und viel Augenmaß zu verdanken. Darauf können sie selber und der Landkreis Holzminden sehr stolz sein“, so Tippelt.

Parkschloesschen

Die Reise durch die Samtgemeinde Boffzen hatte aber an diesem Tag nicht nur erfreuliche Ereignisse zu bieten. Nach dem Termin bei der Ölmühle Solling GmbH, machte sich Sabine Tippelt auf den Weg zu der Beerdigung des ersten Samtgemeindedirektors von Boffzen und 67 Jahre lang SPD – Mitglied, Friedrich Hansmann, der im Alter von 96 Jahren verstorben ist.

Im Anschluss daran machte sich die Landtagsabgeordnete gemeinsam mit ihren Begleitern auf den Weg in das Altenpflegeheim „Parkschlösschen“. Dort trafen sie mit dem Leiter der Einrichtung, Herrn Heise und der Pflegedienstleitung Frau Stein zusammen. Herr Heise berichtete, dass er insgesamt 3 Einrichtungen dieser Art leitet, nämlich die in Boffzen, in Polle und in Meiborssen. In diesen Einrichtungen beschäftigt er 120 Mitarbeiter. Hinzu kommt ein ambulanter Pflegedienst und ein Menü – Bringdienst. Auch Schulen werden von der Küche beliefert. Dies hält Heise aber mit Blick auf die kommenden Ganztagsschulen nur dann weiterhin für sinnvoll, wenn die Kommunen dieses Essen subventionieren. Andernfalls sei dies einfach zu teuer.

Das Parkschlösschen in Boffzen bietet momentan 29 Personen ein zuhause. Übernommen hat Heise das Haus 2007 – in einem eher schlechten Zustand. So musste die Auffahrt zum gelände komplett neu gepflastert und hergerichtet werden. Auch die Badezimmer bedurften eines barrierefreien Umbaus. Für die kommenden Wochen ist eine Möbellieferung angekündigt. Das neue Interieur soll sich dem Schlosscharakter des Heims besser anpassen.

Der Pflegebedarf der Bewohner ist durchaus unterschiedlich. So wohnen einige von ihnen in einem kleinen Apartmenthaus auf dem Gelände. Diese können sich weitgehend selbst versorgen, bekommen essen und einige kleinere Hilfestellungen. Andere Bewohner wiederum sind schwerst pflegebedürftig. Für Heise zeichnet sich hier ein großes Problem ab. Denn diejenigen, die noch zu einem großen Teil für sich selber Sorgen können, ziehen in Altersheime, weil sie sonst kaum noch soziale Kontakte hätten. Diesen Personen ist es wichtig, „sich zwischendurch einfach nur unterhalten zu können. Der Spagat für die Pfelegerinnen zwischen den absolut pflegebedürftigen und denen, die einfach nur Kontakt suchen, ist fast unmöglich“, so Heise.

Der Zukunft der Pflege sieht der Heimleiter mit gemischten Gefühlen entgegen. „In Zukunft müssen Pflegeeinrichtungen in das Gemeinwesen eingebunden sein.“ Ältere oder pflegebedürftige Menschen einfach gemeinsam in Häuser einzuquartieren und sie im Rahmen einer WG leben zu lassen, sei zwar eine grundsätzlich gute Idee, doch Heise warnt auch hier davor, es nicht zu „Ghettoisierung“ kommen zu lassen. Besonders kritisch sieht Heise auch, die in den letzten Jahren ständig zunehmende Zahl an Prüfungen und Inspektionen. „Sechs oder sieben Prüfungen kommen jedes Jahr durch unser Haus. Das ist eindeutig zu viel.“ Er müsse jedes Mal nicht nur selber an diesen Prüfungen arbeiten, sondern auch Personal dafür abstellen. „Am Ende trifft das leider die Bewohner.“

Sabine Tippelt nahm besonders die kritischen Anmerkungen des Heimleiters mit auf den Weg. Sie lud ihn zu der von ihr veranstalteten Dialogveranstaltung zum Thema Gesundheit und Pflege ein, um dort nochmal – ohne Zeitdruck – über diese drängenden Themen zu diskutieren. „Genau diese Kritiken und Anregungen sind es, die unser Dialogprogramm einfangen soll, um unser Wahlprogramm den Sorgen und Notwendigkeiten der Menschen anzupassen“, sagte die Abgeordnete.