Die Zeiten der moderaten Töne sind vorbei. In ganz Deutschland forderten die Gewerkschaften und ihre Mitglieder nun – nach Jahren der Zurückhaltung durch die Wirtschaftskrise – in deutlich schärferen Tönen, ihren Anteil an den Gewinnen der Unternehmen ein.

Auch bei der traditionellen Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) auf dem Holzmindener Marktplatz, formulierten die Redner klare Forderungen und Ziele für die kommenden Monate. „Der 1. Mai gehört uns, und es gibt vieles zu verteidigen und zu erkämpfen“, rief der Bundesjugendsekretär der IG BCE, Michael Panteleit den gut 200 Zuhörern entgegen. Unter ihnen befanden sich auch die Landrätin des Landkreises Holzminden, Angela Schürzeberg (SPD), sowie die Landtagsabgeordneten Sabine Tippelt (SPD) und Christian Meyer (Grüne).

Die Solidarität die die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit den Unternehmen in der Wirtschaftskrise gezeigt haben, fordern sie nun zurück. Besonders mit Blick auf die bevorstehenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Chemieindustrie, sind die Gewerkschaften schon jetzt enttäuscht von den Arbeitgebern. So sagt Matthias Hoffmann von der IG Metall Alfeld – Hameln – Hildesheim, dass es ein Skandal sei „was die Unternehmen in den Tarifverhandlungen bieten, wenn man bedenkt, dass sie Geld verdienen, bis der Arzt kommt.“ Hoffmann und die IG Metall fordern daher 6,5 Prozent mehr Lohn, eine vernünftige Besoldung der Leiharbeiter und die unbefristete Übernahme der Auszubildenden.

Das forderte auch Michael Panteleit von der IG BCE. Darüber hinaus betonte er die Bereitschaft der Chemie – Gewerkschafter ihren Forderungen mit Streiks den nötigen Nachdruck zu verleihen. „Wir wollen teilhaben am Erfolg der Unternehmen“, sagte er. Schließlich hätten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den letzten Jahren ihren Anteil zur Bewältigung der Wirtschaftskrise beigetragen.

Hauptredner des Tages war Wolfgang Kahnert von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Er unterstrich in seiner Rede deutlich die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn. Arbeit darf nicht arm machen und der Lohn eines Arbeitnehmers muss für ein selbstbestimmtes Leben reichen. „Wir zahlen viel für die soziale Sicherung und sind einfach nur sauer, wenn wir hierfür immer weniger bekommen, weniger Gesundheit, weniger Rente.“

Sabine Tippelt, obwohl nicht als Rednerin gekommen, wurde von den anwesenden Zuhörerinnen und Zuhören mit viel Applaus begrüßt. Sie sagte am Rande der Veranstaltung: „Der Verzicht und die Zurückhaltung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, hat der Wirtschaft einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Es ist an der Zeit, dass die Unternehmen ihre Schuld zurückzahlen.“

Die Veranstalter des Tages setzten an diesem Tag außerdem ein Zeichen gegen Rassismus und rechte Gewalt. Mit Hans – Jürgen Wolf, der für das Bündnis gegen Rechts an das Mikrofon trat. Er forderte alle Bürgerinnen und Bürger auf, Stellung gegen Rechts zu beziehen und im Bündnis mitzuarbeiten.