Die Landtagsabgeordnete Sabine Tippelt hat am 28. Februar 2011 zu einem Ortstermin in Kaierde eingeladen. Gemeinsam mit Fraktionskollegin Andrea Schröder-Ehlers (Lüneburg), sowie Fraktionskollegen Rolf Meyer (Celle) - des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz - sowie Mitgliedern der Bürgerinitiative Delligsen in der Hilsmulde e.V. konnten man sich vor Ort ein Bild verschaffen, wie die geplante Trassenführung in der Region aussehen soll.

Die Höchstspannungsverbindung zwischen Wahle (Landkreis Peine) und Mecklar (Landkreis Hersfeld Rotenburg) soll im Zick-Zack-Kurs durch halb Niedersachsen und somit auch durch die Hilsmulde zwischen Delligsen und Kaierde verlaufen. Die Trassenführung - die hauptsächlich der Durchleitung regenerativer Energieen dienen soll - hat in den betroffenen Regionen viele Gemüter erregt.

Den interessierten Bürgern bot sich nach der Ortsbesichtigung auf dem Kaierder Friedhof die Möglichkeit im Anschluss mit den Ausschussmitgliedern in der Dorfkirche in den Dialog zu treten.

Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn in genau zwei Monaten - am 01. April 2011 - soll die vierte Anhörung zur technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit einer Erdverkabelung im Niedersächsischen Landtag in Hannover stattfinden.

Die Landtagsabgeordneten besuchten daraum wichtige Punkte der geplanten Trassenführung in Bad Gandersheim, Hann. Münden und eben in Kaierde.

Der Vorsitzende der Bürgerinitiative Delligsen in der Hilsmulde e.V., Heinz-Jürgen Siegel, stellte oberhalb des Friedhofs von Kaierde kurz dar, wo die geplante Trassenführung verlaufen soll und welche Nachteile gerade auch die wechselweise Umstellung von Freiland auf Erdverkabelung mit Drehstromkabeln in dem Hilsmuldengebiet nach Auffassung der BI haben wird.

Eine wesentliche Konsequenz der Trassenumstellung sei unter anderem neben der circa 15 Meter breiten Betonverschalung die Notwendigkeit eines Übergangsbauwerkes das 'fußballfeldgroß' ist und eine Höhe von immerhin 37 Metern habe.

Peter Scheer von der BI ergänzte die Aussagen Siegels dahingehend, das dies erhebliche Umweltschutzprobleme verursache und einen Eingriff in das vorhandene Biotop bedeute, weil der für das Bauwerk vorgesehene Platz eine Landestelle für überfliegende Kraniche sei. "Die Fluglinie wäre damit tot" so Scheer. Probleme anderer Art sieht auch Stephan Gravenkamp, der für die in Kaierde ansässige Kartonfabrik bei der Ortsbesichtigung dabei war. Als Mitglied der Geschäftsleitung sieht er sein Unternehmen durch die geplante Trasse in seinen Erweiterungsmöglichkeiten beschnitten, weil der Verlauf der geplanten Erdverkabelung an des Gelände des Unternehmens angrenzt.

Heinz-Jürgen Siegel forderte im anschließenden Gespräch in der Kaierder Dorfkirche vor etwa 50 interessierten Zuhörern vor allem den kunstruktiven Dialog mit Netzbetreiber und Planungsbehörden. Denn viele von der Bürgerinitiative vorgebrachte Einwänden, wie beispielsweise die, dass die erst jüngst entdeckte 300 Meter lange Mathildenhöhle genau auf der Trasse liegt, hätten in den entsprechenden Stellungnahmen bisher kein Gehör gefunden.

Die Landtagsabgeordnete Andrea Schröder-Ehlers zeigte sich von der Ortsbesichtigung beeindruckt. "Wenn man das Gelände vor Ort sieht, muss man sagen, dass ein solches Übergangsbauwerk eine fast noch größere Beeinträchtigung darstellt, als ein Strommast."

Sie plädierte für eine möglichst lange Erdverkabelung. Eine, die nicht alle drei Kilometer hoch und runter geht. Ihrer Meinung nach müsste der "Druck auf dem Kessel" gegenüber der Landesregierung hoch bleiben, damit diese die mit dem niederländischen Netzbetreibern innovativste, sicherste und nicht kostengünstigste Lösung aushandele. Ihr Kollege Rolf Meyer würdigte die Arbeit der Bürgerinitiative, die das Thema entscheidend voran brächte.

Die Abgeordneten wollen sich für die wesentlich robustere und aufwändiger isolierte sogenannte HGÜ-Verkabelung einsetzen.